Die Nationalparkregion Vorpommersche Boddenlandschaft ist die zentrale Drehscheibe für den Kranichzug. Bis zu 60.000 Kraniche, die sich alljährlich im Herbst an der Ostseeküste einfinden, verbringt ein Großteil den Tag auf vorpommerschen Feldern. Eine Vielzahl der rastenden Vögel nutzt dabei die seichten Boddenbuchten, die überschwemmten Wiesen und die futterreichen Felder der Insel Ummanz, die seit 1901 durch eine 250 Meter lange Brücke mit ihrer großen Schwester Rügen verbunden ist, um Kräfte für den Weiterflug in die südlichen Winterquartiere zu sammeln.
Wunderbar beobachten lässt sich der abendliche Einflug der Kraniche an ihrem Schlafplatz in der Udarser Wiek von einer massiv gezimmerten Aussichtsplattform nahe des Inselörtchens Tankow, eine von sieben Ortschaften auf dem rund 20 Quadratkilometer großen Eiland. „Die flachen Bodden in Küstennähe sind einzigartige Schlafplätze für einen Großteil der ziehenden europäischen Kraniche“, weiß Rico Nestmann, Tier- und Naturfotograf und Autor des druckfrischen Buches „Kranichrastplatz Ostseeküste“. Während die Schreitvögel beim Frühjahrszug nur kurze Zeit in der Region verweilen, bleiben sie im Herbst bis in den November hinein. „Die flachen Boddengewässer bieten ideale Bedingungen und Schutz vor Feinden“, sagt Georg Rüting, Vorsitzender des Vereins zum Schutze und Erhalt des Kranichrastplatzes Rügen-Bockregion e.V.. 80.500 Hektar des Gebietes wurden 1990 per Verordnung als Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft unter Schutz gestellt.
Damit Menschen die Kraniche beobachten können, ohne die Vögel zu stören, wurden Beobachtungsplattformen wie in Tankow auf Ummanz geschaffen. Das Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft rät Besuchern, den Beobachtungsort abends schon vor dem Kranicheinflug aufzusuchen und erst dann wieder zu verlassen, wenn alle Kraniche an ihren Schlafplätzen eingetroffen sind. Vor allem an der südlichen Boddenküste können sonst Kraniche, die vor dem Schlafengehen noch schnell einen letzten Happen zu sich nehmen wollen, erheblich gestört werden. Naturfreunde sollten daher nicht nur das Fernglas mitbringen, sondern auch ausreichend Zeit. In Waase, der Inselhauptstadt von Ummanz, können sich Besucher in einer Informationseinrichtung über die aktuelle Rastsituation informieren.
Quelle: Text JANET LINDEMANN;